Deutsche Sportförderung: Kommentar zur Kritik von Markus Deibler

Warum die Argumentation des Ex-Schwimmers Markus Deibler in seiner Kritik an der deutschen Sportförderung quatsch ist. Ein Kommentar.

Der Ex-Schwimmer Markus Deibler hat seiner Kritik zur Sportförderung bei Facebook viel Aufsehen in den Sozialen Netzwerken und bei den Medien erregt. Darin kritisiert er unter anderem die schlechte Sportförderung in Deutschland. Aber ist diese Kritik gerechtfertigt? Ein Kommentar.

Kritik von Markus Deibler an der Deutschen Sportförderung

Am 11.08.2016 postete Ex-Schwimmer Markus Deibler auf seiner Facebook-Seite folgenden Beitrag:

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Markus Deibler kritisiert mit seiner Aussage vor allem das deutsche Sportfördersystem. Und grundsätzlich hat er Recht. Mehr Geld in die deutsche Sportförderung zu stecken würde sicherlich dazu führen, dass die Deutsche Olympiamannschaft mehr Medaillen mit nach Hause bringt.

In seiner Kritik spielt Markus Deibler aber darauf an, dass der B-Promi Gina-Lisa Lohfink angeblich 150.000€ für die Teilnahme an der TV-Show Das Dschungelcamp bekommt. Er vergleicht dies mit der Prämie von 20.000€, die ein Olympiateilnehmer für einen Olympiasieg vom DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) erhält.

Dschungelcamp-Gage nicht mit der Prämie für einen Olympiasieg vergleichbar

Die „niedrige“ Prämie, die Sportler für einen Olympiasieg bekommen als Grund für das schwache Abschneiden deutscher Sportler bei Olympia verantwortlich zu machen ist in meinen Augen völliger Quatsch. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen.

Gage vs. Olympiaprämie

Die Prämie für den Olympiasieg ist lediglich eine (freiwillig) als Anerkennung gewährte Leistung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) an den Sportler, um diesen auch finanziell für seine Mühen auszuzeichnen. Sie ist also keine Aufwandsentschädigung für die vom Sportler erbrachten Mühen.

Eine Gage hingegen entspricht einer Bezahlung für eine zu erbringenden Gegen- bzw. Arbeitsleistung und ist eine Aufwandsentschädigung. Daher unterscheidet sich die Prämie von der Gage ganz grundlegend. Aus diesem Grund kann man die Prämie für einen Olympiasieger auch nicht mit der Gage für die Teilnahme an einer Reality-Show gleichsetzen.

Sportler jammern auf hohem Niveau über die Sportförderung

Immer wieder fallen deutsche Sportler, insbesondere Medaillengewinner bei Olympischen Spielen, durch großes Gejammer auf. Sie fühlen sich von den Sportverbänden, vom Staat und der Wirtschaft finanziell allein gelassen und zu wenig gefördert (ich habe dieses bereits 2013 in meinem Beitrag Sponsoren suchen im Sport: Sportliche Leistung reicht nicht! schon einmal thematisiert). Dass der Fehler vielleicht auch bei den Sportlern selbst zu suchen ist, darauf kommt kaum einer.

Warum aber bekommt eine mit künstlichen Riesen-Brüsten ausgestattet Arzthelferin, deren Hauptberuf mit Model und It-Girl angegeben wird, und die gelegentlich als Moderatorin, Schauspielerin und Sängerin in Erscheinung tritt, so viel Geld von der RTL Group für einen Auftritt in einer Reality-Show bezahlt?

Ganz einfach: Eine Gina-Lisa Lohfink ist ein Zuschauermagnet und bringt hohe Einschaltquoten. Sie hat einen hohen Marktwert, der durch ihre persönlichen Popularität entsteht, was zu einer hohen Medienpräsenz führt. Dazu kommt, dass sie professionell vermarktet wird. Ihre berufliche Kompetenz als Arzthelferin, Model, Moderatorin, Schauspielerin oder Sängerin spielt daher für ihren wirtschaftlichen Erfolg kaum eine Rolle.

Wenn man sich dieses Beispiel als Sportler vor Augen führt, dann erscheint der sportliche Erfolg für sich allein betrachtet in einem ganz anderen Licht. Er ist nämlich schlichtweg kein alleiniger Garant für den wirtschaftlichen Erfolg. Und auch Sportler in Randsportarten könnten, ähnlich wie eine Gina-Lisa Lohfink, ihr „mediales Grundrauschen“ zur Steigerung ihrer Popularität nutzen. Aber genau das tun sie viel zu selten.

Schlüssel zum finanziellen Erfolg für Profisportler in Randsportarten

Viele Sportler glauben, dass der hart erarbeitete sportliche Erfolg, zum Beispiel eine Medaille bei Olympia, auch der Schlüssel zum finanziellen Erfolg ist. Das kommt zwar vor, ist aber höchst selten der Fall.

Die meisten Profisportler einer Randsportart werden aber nur dann wirtschaftlich erfolgreich sein, wenn es ihnen gelingt eine hohe Popularität und eine hohe Medienpräsenz aufzubauen. Diese muss mittel- bis langfristig gehalten und professionell vermarktet werden. Für den wirtschaftlichen Erfolg muss man also deutlich mehr tun, als sportlich erfolgreich zu sein. Und um sich als Sportler erfolgreich zu vermarkten benötigt man viel sportökonomisches Know How in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit, Sportmarketing und Sponsoring. Ob man sich dieses Know How selbst aneignen möchte oder doch besser auf einen erfahrenen Sportmanager oder Berater zurück greift, muss jeder für sich selbst wissen. Mit dem Finger auf andere zeigen und die Schuld dort zu suchen ist aber sicher kein guter Ratgeber.

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